Goldimplantation

Die Goldimplantation / Goldakupunktur als wirkungsvolle Methode des arthrotischen Schmerzpatienten – Ergebnisse aus der Praxis

In der tierärztlichen Praxis sind Hunde, die an schmerzenden, arthrotischen Gelenkveränderungen (Osteoarthrose) leiden, sehr häufige Patienten.
Statistische Untersuchungen zeigen, daß die Osteoarthrose über die Hälfte der Erkrankungen des Bewegungsapparates ausmachen, und die Knochen– und Gelenkerkrankungen an dritter Stelle der möglichen Erkrankungen des Hundes stehen.


hund_lauf800Den größten Prozentsatz unter den Schmerzpatienten bilden die Hunde, die aufgrund einer angeborenen Hüftgelenksdysplasie (HD) eine Arthrose in der Hüfte (Coxarthrose) entwickelt haben, doch beachtlich ist auch die Zahl der Hunde, die Arthrosen im Ellbogen und Knie aufweisen.
Der Leidensweg unserer Gefährten ist stets lang. Denn bis dato gibt es kein Medikament, das die Arthrose in ihrer Entwicklung hemmt.
Die Arthrose schreitet ständig fort, ist irreversibel und bereitet immer größere Schmerzen.

Sie ist gekennzeichnet durch akut schmerzhafte Phasen (aktivierte Arthrose) im Wechsel mit klinisch stummen Phasen (latente Arthrose). Zwischen den einzelnen Hunden bestehen Unterschiede in der Schmerzempfindung, so daß ein Hund mit leichter HD bereits lahmt, während ein anderes Tier mit hochgradiger Arthrose ein noch immer befriedigendes Gangbild zeigt.

Doch die Reaktion auf den Schmerz ist bei allen Hunden gleich.
Der Hund wird stets dem Arthroseschmerz ausweichen, indem er das betroffene Gelenk schont. Schmerzen in der Hinterhand führen zu einer vermehrten Gewichtsbelastung in den Ellbogengelenken, ursächlich dysplastische Gelenkveränderungen in einem Ellbogen hingegen zu einer Fehlbelastung des anderen Ellbogens sowie der kollateralen Hinterhand , insbesondere des Kniegelenks. Die überbelasteten Gelenke reagieren auf den mechanischen Stress mit Synovialitis, Kapselverdickung, Knorpel– und Knochendeformationen, die sich auch röntgenologisch nachweisen lassen.
Eigene Röntgenuntersuchungen an 400 Hunden mit degenerativen Gelenkerkrankungen haben ergeben:

  • daß 80 % der Hunde,die im Jugendalter nur eine Hüftgelenksdysplasie gezeigt haben, im Alter von 5 bis 7 Jahren zusätzlich eine Arthrose im Ellbogengelenk entwickelt haben,
  • 15 % der Hunde mit einer einseitigen Ellbogendysplasie im Alter arthrotische Veränderungen im anderen Ellbogen und kollateralem Knie bis hin zum Kreuzbandriß (8%) aufwiesen.
  • Selbst bei solchen Hunden, die im Hauptröntgen HD-frei befundet wurden, und die nur eine Arthrose in der Vorhand zeigten (in der Regel im Ellbogen); haben sich die Femurköpfe durch die Fehlbelastung deformiert – auch sie zeigten im höherem Alter coxarthrotische Malformation.

Dabei ist es unbedeutend, ob sich die Arthrose aufgrund der Dysplasie oder eines chirurgischen Eingriffs (OCD-, FCP – Operation) entwickelt hat.
Diese Ausführungen zeigen deutlich wie bedrohlich dysplastische Veränderungen sind, denn das arthrotische Geschehen bleibt nicht nur auf das ursächlich betroffene Gelenk beschränkt, sondern schädigt durch die permanente Fehlhaltung alle weiteren Gelenke des Bewegungsapparates.
Leider zeigt der junge Hund in den ersten Lebensjahren ein nahezu unauffälliges Gangbild: überdeutlicher Hüftschwung, Schwanzhaltung in eine bestimmte Richtung wird häufig als harmlos eingestuft, den wenigsten Hundebesitzern ist bewußt, daß ihr Hund schon jetzt bei jedem Schritt Schmerzen hat.

Erst mit zunehmenden Alter (4 – 5 –7 Jahre) wird der Hund auffällig: er wird bewegungsunlustiger, läuft ungern Treppen, trottet hinterher, will nicht mehr ins Auto springen… (häufig wird auch dieses Verhalten als Älterwerden interpretiert und nicht als Schmerz erkannt).
Bedauerlicherweise wird der Hund in der Regel erst zu einem Zeitpunkt in der tierärztlichen Praxis vorgestellt, wenn er den Schmerz durch Gewichtsverlagerungen nicht mehr kompensieren kann mit der deutlichen Symptomatik von Schmerzen, Lahmheit, Muskelatrophie und röntgenologisch apparenten Knochenveränderungen.

Der einst muntere junge Hund hat sich zum DAUERSCHMERZPATIENTEN entwickelt.
Für operative Maßnahmen ist es zu spät, da diese nur Sinn machen, wenn sich im Gelenk noch keine Arthrose entwickelt hat (Endoprothese, Beckenosteotomie, Muskeldurchtrennung) Bisher wurde als einziger Ausweg die Gabe von Analgetika, Antiphlogistika und Chondroprotektiva gesehen. Doch die Beschwerden können so erheblich werden ,daß diese auf Dauer nicht mehr medikamentös beeinflußbar sind oder der Hund mit erheblichen Unverträglichkeiten wie Erbrechen, blutigen Durchfall, Leber- und/oder Nierenschäden reagiert.

Die Methode der GOLDAKUPUNKTUR:

samira_laufDa die Osteoarthrose nicht geheilt werden kann, muß die Behandlung darauf abzielen, die Schmerzen zu lindern, die Funktion des Gelenkes so lang wie möglich sicherzustellen und das Krankheitsgeschehen zu verlangsamen.
Das kann durch die Goldakupunktur erreicht werden.
Die Goldakupunktur (oft auch Goldimplantation genannt) ist keine Wundertherapie, sondern eine Sonderform der Akupunkturbehandlung. Anstelle von Akupunkturnadeln , die nur zeitlich begrenzt Schmerzen unterdrücken können, werden 24-karätige, 1mm große Goldkugeln mittels Spezialtrokaren ohne Schnittverletzung (= minimalinvasiv) unter Narkose in bestimmte Akupunkturpunkte abgelegt. Diese können ganz dicht an der Gelenkkapsel oder fern vom kranken Gelenk an den Gliedmaßen liegen. Diese Goldkugeln bewirken eine Dauerakupuktur, die Schmerzleitung wird gehemmt und der Hund läuft beschwerdefrei. Der Eingriff ist einmalig und wirkt in der Regel ein Leben lang. Die Kugeln verbleiben nachgewiesenermaßen am Implantationsort.

Diese Methode kann leider nicht von jedem Tierarzt/ärztin durchgeführt werden. Voraussetzung ist die Ausbildung und langjährige Erfahrung in der Akupunktur, ganzheitlicher Orthopädie und Chirurgie.
Neben dem Röntgenbefund ist das gesamte Gangbild des Hundes in der Bewegung und Ruhe zu beurteilen, um den aktuellen Schmerzzustand des Hundes zu definieren. Mittels eines speziellen Untersuchungsverfahrens werden die für den Hund individuell wirksamen Akupunkturpunkte diagnostiziert und für die Implantation ausgewählt. Die Therapie ist exakt auf den einzelnen Patienten abgestimmt. Die Akupunktur kennt keine Standardbehandlung.
So können zwar Hund Arco und Hund Ben beide eine Coxarthrose III. Grades aufweisen, doch unmöglich ein gleiches Schmerzmuster zeigen aufgrund unterschiedlichen Körpergewichtes, -bau, Gangart etc. Sie müssen unterschiedlich goldakupuktiert werden.

Nicht die Implantation, sondern die Auswahl der Akupunkturpunkte, ist entscheidend für den Erfolg dieser Methode.
Nicht fachgerecht durchgeführt, können die Implantate die Gelenkkapsel und Nervenstränge dauerhaft und irreversibel schädigen.
Tierärzte/ ärztinnen, die eine Zusatzbezeichnung in Akupunktur aufweisen, sind bei den einzelnen Landestierärztekammern zu erfahren.

STATISTISCHE UNTERSUCHUNG

Seit 1996 führte ich in unserer Praxis die Goldakupunktur mit sehr großem Erfolg durch. Damit gehörten wir zu den wenigen ersten Praxen, die diese Methode in Deutschland eingeführt und auch weitergeführt haben.

400 von diesen Patienten habe ich statistisch begleitet und bin mit Hilfe der Besitzer, die ihre Hunde nach der Behandlung beurteilen, zu folgenden ermutigenden Ergegnissen gelangt.
Diese wissenschaftliche Untersuchung wurde von mir im Jahr 2002 auf Baden- Badener Fortbildungstagen auf dem Hauptkleintierkongreß vorgestellt und auch bei www.vetcontact.com veröffentlicht.

Die vorgestellten Hunde waren 1 bis 13 Jahre alt.
Die jungen Hunde (< 2 Jahre) hatten einen im Hauptröntgen festgestellten schweren HD- Befund, der aber noch nicht zu Beschwerden geführt hatte. Die Besitzer wollten aufgrund der Kenntnisse über die Goldakupunktur diese Methode vorsorglich angewandt haben, um Folgeschäden an den Gelenken zu vermeiden. Diese Hunde sind bis heute beschwerdefrei.

Die Hunde mit Ellbogenproblemen waren im Alter von 7 – 16 Monaten operiert worden, um ein abgelöstes Knorpelstück zu entfernen. Postoperativ hatte sich eine Arthrose entwickelt, so daß die Hunde mittel- bis hochgradig lahmten. 70% der Patienten waren 4 Wochen bis 6 Monate nach der Goldimplantation symptomfrei. Je jünger die Hunde waren, um so größer war der Erfolg.

Auch bei den Kniearthrosen konnten wir bei 70% Schmerzfreiheit erreichen.
Die häufigsten Patienten waren Hunde mit HD-Problemen ab dem 5. Lebensjahr. Bei den reinen Hüftpatienten haben wir zu 95% Erfolg. Bei den Multischmerzpatienten, die noch zusätzlich Arthrosen im Ellbogen- und/oder Kniegelenk entwickelt haben, konnten bei 80% eine Verbesserung erzielt werden.

Es ist hervorzuheben, daß bei den jüngeren Hunden, bei denen noch die Chance zum Aufbau des Muskelapparates besteht, der Erfolg größer war. Sie haben die größten Chancen auf Beschwerdefreiheit.

FACIT:

Ich bin inzwischen dazu übergegangen bei Hunden mit HD und ED- Befunden, die noch keine klinischen Anzeichen von Lahmheit zeigen, präventiv die Goldakupunktur anzuwenden.
Wir wissen, daß alle an Dysplasie erkrankten Hunde latente Schmerzpatienten sind, die sich freiwillig nicht in dem Maße bewegen wie es zum Aufbau und Erhalt der Muskulatur erforderlich wäre. Es entwickeln sich Gelenkarthrosen, da durch die Schonhaltung das Gewicht ungleichmäßig auf die Gelenke verteilt wird. Werden dem jungen Hund von Anfang an durch die Goldakupunktur die Schmerzen genommen, bleibt er bewegungsfreudig und bildet einen straffen, gut tragenden Muskelapparat aus. Unsere ersten jungen Patienten beobachten wir inzwischen seit 6 Jahren. Sie sind bis dato noch alle beschwerdefrei- eine sehr hoffnungsvolle Perspektive.

Da nach chirurgischen Eingriffen an Gelenken sich sehr häufig postoperativ eine schmerzhafte Arthrose ausbildet, ist es ratsam, so früh wie möglich nach einer solchen Operation (FCP-, OCD-, KBR) die Goldkugeln zu implantieren, um diese Entwicklung einzudämmen. So wird auch in diesen Fällen die Goldakupunktur präventiv eingesetzt, um rechtzeitig die Schmerzspirale mit ihren fatalen Folgen für den gesamten Bewegungsapparat zu unterbrechen.

Wenn ich ein Foto oder Briefe von den zufriedenen Patienten erhalte, dann bin ich glücklich, daß ich all die Jahre neben der alltäglichen Praxis so viel Zeit aufgebracht habe, um mich zusätzlich als Tierärztin für Akupunktur zu qualifizieren.

Schwere Coxarthrose, korrekte Lage der Goldimplantate

Schwere Coxarthrose, korrekte Lage der Goldimplantate

Arthroseentwicklung im Ellbogen 3 Jahre nach FCP-Operation

Arthroseentwicklung im Ellbogen 3 Jahre nach FCP-Operation

 


Siehe auch:

weitere Artikel in der Presse:

Dr. med. vet. Margrit Rogalla (Zusatzbez. Akupunktur)
61130 Nidderau